Die Revolution von 1848/49
Staufen war in der badischen Zeit bis 1935 Sitz eines „Bezirksamts“ (einer der Vorläufer des heutigen Landratsamts) und damit Behördenmittelpunkt für die weitere Region.
Der liberale Geist in Baden führte zu einem der herausragenden Ereignisse der Staufener Geschichte, nämlich der Niederschlagung des sogenannten „Struve-Putsches“ am 24. September 1848. Nur wenige Tage zuvor hatte Gustav Struve in Lörrach die Republik ausgerufen und war unter dem Motto „Wohlstand, Bildung, Freiheit für alle“ in Richtung Freiburg gezogen. Sein Revolutionszug, der unterwegs auf mehrere tausend Mann angewachsen war, kam aber nur bis Staufen, wo ihm badische Regierungstruppen entgegentraten. Nach einem kurzen Gefecht war Struves Unternehmen beendet. In Staufen hat man sich Sympathien für Struves Leute bis heute bewahrt.
Auf dem Staufener Friedhof werden die Gräber der Freischärler nach wie vor in Ehren gehalten; eine Kanonenkugel, die bei dem Gefecht in die Stadt flog, ist noch in einem Haus „Im Grün“ zu sehen, ein Wandgemälde am Gasthaus „Krone“ erinnert an die Ereignisse und im Bücherschrank des Ratssaals steckt eine verirrte Gewehrkugel.
"Wege der Revolution 1848"
Dieser Stadtrundgang mit insgesamt sieben Stationen mit Informationstafeln innerhalb der Altstadt entstand als Kooperationsprojekt zwischen dem Leistungsfach Geschichte (Abitur 2022) des Faust-Gymnasiums und der Stadt Staufen. Der Rundgang dauert etwas 45 Minunten und soll den Besuchern Staufens an den jeweiligen Schauplätzen nahebringen, was sich während der Revolution und beim sogenannten „Struve-Putsch“ in Staufen zugetragen hat.
Zur Orientierung finden Sie weiter unten eine Karte mit den jeweiligen Standorten der Tafeln.
Zeittafel zur Revolution von 1848/49 in Bezug auf ihr Ende in Staufen
März 1848
Nach der Februarrevolution in Frankreich kommt es auf deutschem Boden zu den sog. Märzforderungen (u.a. gesamtdeutsches Parlament und Pressefreiheit). Auch in Staufen bildet sich eine Bürgerwehr und einige konservative Beamte werden ausgetauscht.
13.–20. April 1848
Einigen Bürgern gehen die bisherigen Errungenschaften der Revolution nicht weit genug. Der Rechtsanwalt Friedrich Hecker (1811–1881) ruft zu einem bewaffneten Marsch von Konstanz nach Karlsruhe, dem damaligen Regierungssitz Badens, auf. Der „Hecker-Zug“ wird bei Kandern von Regierungstruppen versprengt, eine weitere Abteilung unter Franz Sigel und Gustav Struve ereilt zwischen Horben und Günterstal dasselbe Schicksal. Eine kleine Abordnung Staufener Revolutionäre gelangt zu spät dorthin.
Mai 1848
Mit der sog. Nationalversammlung konstituiert sich das erste gesamtdeutsche Parlament in Frankfurt. Bis zur Ausarbeitung konkreter Ergebnisse vergeht aber sehr viel Zeit.
21.–24. September 1848
Der Rechtsanwalt Gustav Struve (1805–1870) und seine Frau Amalie (1824–1862) halten die Zeit für reif für einen erneuten Umsturzversuch. Struve ruft in Lörrach die Republik aus und zieht den Rhein entlang nach Norden. Einige Bürgerwehren schließen sich ihm freiwillig an, andere werden zwangsrekrutiert. Rathauskassen und Waffen werden beschlagnahmt. Als ihnen Badische Regierungstruppen mit der Eisenbahn entgegengeschickt werden, ändern die Revolutionäre ihren Kurs Richtung Staufen.
24. September 1848
Gegen 11 Uhr morgens erreicht Struve mit etwa 2000 Freischärlern Staufen. Am Ende des Zugs trifft in einer Kutsche auch seine Frau Amalie ein. Struve ruft unter dem Jubel vieler Staufener Bürger erneut die Republik aus und formuliert weitere Forderungen (Wohlstand, Bildung und Freiheit). Verfolgt werden sie von rund 800 Regierungssoldaten, die vier Geschütze mit sich führen. Es kommt zu ungleichen Gefechten, bei denen 23 Menschen getötet werden. Nach zwei Stunden ist Staufen wieder in der Hand des Staats. Struve wird zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt. Über Frankreich und die Schweiz gelingt ihm aber die Flucht in die USA, wo er sein abenteuerliches Leben fortführt.
Die Schauplätze:
(Zum Vergrößern bitte die Karte anklicken.)
Die Infotafeln:
Tafel 1 (Rathaus):
Tafel 2 (Volksbank):
Tafel 3 (Deckerbrücke)
Tafel 4 (Friedhof)
Tafel 5 (Im Grün)
Tafel 6 (Gasthof "Krone")
Tafel 7 (Amtsgericht/Gefängnis)
Ergänzende Publikation zu den Staufener Beteiligten und Ereignissen:
Kulturamt Stadt Staufen/Germar Seeliger (Hg), Staufen 1848. Begleitbuch zur Ausstellung "September 1848. Der Struve-Putsch und Staufen" (03.-30.10.1998), Staufen 1998
Darin:
Hans Stocker, Staufener Bürger während der Revolution 1848/49
Ders., Berichte des Staufener Bezirksamts über Staufener Revolutionäre
Ders., Das Gefecht bei Staufen. Amtlicher Bericht des kommandierenden Generals Hoffmann
Verhandlungen des Geschworenen-Gerichts gegen G. Struve und K. Blind
Erhältlich in der Tourist-Information, Staufen (im Rathaus)